Bereits vor 60 Jahren begann in Wiesbaden die Vision des, heute im Fachjargon „self checkout“ genannten, personalfreien Lebensmitteleinkaufs. Jeff Bezos, der Gründer von Amazon, war damals übrigens gerade mal ein Jahr alt. Über fünfzig Jahre später eröffnete er in Seattle seinen ersten Amazon Go-Standort. Sein Vorgänger im Rhein-Main-Gebiet war zunächst sehr ambitioniert und expansionswillig, durchgesetzt hat sich der automatisierte Einkauf aber bekanntlich bis heute nicht. Selbst Amazon ist damit bis dato gescheitert.
Dieses kurze Video von 1965 ist nicht nur ein schräges Zeitdokument aus den Anfängen des Fernsehens sondern auch voller lehrreicher Momente.
So wird man an historisch-romantische Begriffe wie „Hartgeld“ erinnert (nur mit diesem konnte man in der „Automatenpassage“ bezahlen), es wimmelte im vollautomatischen Selbstbedienungsladen von „Drehkreuzsperren“, nichts ging ohne die ständige Begleitung durch die „Kaufmarke“. Der automatische „Warenholer“ griff auf mehr als tausend Produkte zu, man konnte mittels „Doppeltaste“ einen Artikel gleich zweimal wählen. Das (rechtzeitige!) Drücken einer „Irrtumstaste“ stoppte wiederum den Auswahlvorgang.
Mein liebster Satz im Film ist allerdings der letzte: „Die Automatik entlässt den Kunden“ ist das beste vorstellbare Schlusswort, das zugleich geradezu philosophische Qualität hat.
Hier ist das Video auch in der ARD Mediathek zu sehen.
Titelfoto: Screenshot, ARD Mediathek, HR RETRO
