In der Thüringer Kulturstadt Weimar gibt es hin und wieder einen Flohmarkt, der durch und durch slow ist: Der Markt findet nicht zu festen Terminen statt, er ist keine kommerzielle Veranstaltung, sondern wird privat organisiert. Privatleute können ihre gebrauchten Sachen anbieten, Neuware ist verboten. Es werden keine Standgebühren erhoben – stattdessen bringt jeder Aussteller einen selbstgebackenen Kuchen mit, der im Café des Kinos vor Ort stückweise verkauft wird. Dazu gibt es wahlweise Filterkaffee für 1,50 € oder aus der Siebträgermaschine ab 2,00 €. Sehr fair.
Der Aufbau der (mitgebrachten) Stände soll nicht vor 9 Uhr stattfinden, geöffnet ist ab 11 Uhr bis alles Schöne verkauft ist. Für die Weimarer ist der Flohmarkt eine kultige Institution, ein Treffpunkt für Familien, ein gutes Ziel für einen entspannten Sonntagsspaziergang.
Mit ein bisschen Glück findet man das ein oder andere schmucke Teil oder ein Utensil mit Gebrauchswert für den Haushalt, Kinderkleidung aus zweiter Hand oder Spielzeug. Ich fand für ein paar Euro diese drei Vasen, die vermutlich zumindest ostalgischen Wert haben.


Das Gelände des ehemaligen E-Werks, fußläufig zur Weimarer Innenstadt, ist aber auch ohne Flohmarkt einen Besuch wert. Hier gibt es ständig das großartig subkulturelle Lichthaus-Kino mit industriellem Charme (auf dessen Webseite auch die Flohmarkt-Termine mitgeteilt werden) und eine hochkulturelle Kunstinstallation von Rebecca Horn in einem der Schuppen, das Konzert für Buchenwald der Klassik Stiftung Weimar. Und im Sommer veranstaltet das Deutsche Nationaltheater Weimar hier sehr spaßige Open-Air-Theaterabende.
