
Wenn es so etwas wie einen entschleunigten Freizeitpark geben kann, dann ist es der Erlebnispark Tripsdrill bei Heilbronn. Hier wird in mittlerweile dritter Familiengeneration ein wirklich werthaltiges Freizeitangebot geboten, das mich veranlaßt, auch diese Form des Konsums hier einmal zu beleuchten. Wir verbrachten einen wunderschönen Montag dort, bei strahlendem, nicht zu heißem Wetter und waren verblüfft über die Detailverliebtheit und konsequente Durchhaltung der Gestaltung in allen Gebäuden und Fahrgeschäften.
In diesem Jahr wird der Park 80 Jahre alt, gegründet wurde er vom Herrn Fischer sen., zunächst mit einer etwas schrulligen Attraktion: Der Altweibermühle, die eine schwäbische Legende zum Urheber hatte, in der sich mittels einer „Lischt“ ältere Damen jungbrunnenmäßig heiratsfähig verjüngen konnten. Die spinnen, die Schwaben.

Entgegen der landläufigen Meinung über die Knauserigkeit des regionalen Völkchens (apropos: Nein – hochdeutsch können sie wirklich nicht…) wird im Park allerdings beachtlich geklotzt: Kein Pappmaché, keine Kulissen, keine Plastikwelten, keine Effekthascherei. Alles ist aus Stein gemauert, im Stil eines schwäbischen Dorfes anno 1880, mit echten Ziegeldächern, Holzbalkendecken, Dielenböden. Immer und überall schwingt wohlmeinende Pädagogik mit, es gibt thematische Ausstellungsbereiche mit historischem, z.B. alles zur Geschichte der Wäscherei rund um das „Waschzuber-Rafting“. Das hat, nicht nur für Kinder, beachtlichen und gut gestalteten Mehrwert, der leider seitens des Parks viel zu bescheiden kommuniziert wird. Die Webseite könnte da deutlich mehr hergeben.
Ein Hochlicht ist die neue und rasante Holzachterbahn Mammut (s. Bild oben), die inkl. dem verbauten Holz komplett aus deutscher Produktion stammt. Sie bildet die Vorhut für eine Großinvestition der nächsten Jahre, eine Themenwelt „Sägewerk“, die dort auf 2 ha. entsteht.
Auch die Wasserrutsche ist erlebenswert, in der man in täuschend echten Badewannen-Booten mit Messingdusche-Außenborder dem feuchten Ende entgegenglitscht.
Angeschlossen ist auch ein Wildpark, den wir aber zeitlich und körperlich nicht mehr schafften. Vergleichsweise einfallslos ist leider die Gastronomie, die eben Freizeitpark-Standard ist. Wer möchte, kann zu guter Letzt im Tante Emma-Laden auf dem Dorfplatz sogar noch gute regionale Weine und Spezialiäten kaufen.
