Walter van Beirendonck baut um.

Foto: waltervanbeirendonck.com

Zugegeben, wenn einer seinen Laden umbaut, dann ist das sicher nichts Ungewöhnliches und wenn ein H&M,  Zara & Co. umbaut ist das wohl kaum eine Erwähnung wert. Bei „walter“ – so heißt der Laden des belgischen Mode-Designers Walter van Beirendonck – ist dies definitiv etwas anderes, denn Walter van Beirendonck hat sicher den aufregendsten Store aller Mode-Designer in Antwerpen. In einer pulsierenden Stadt wie Antwerpen gibt es natürlich Fashion-Stores wie Sand am Meer und gerade die beiden Antwerp Six Kollegen Ann Demeulemeester am Museum der Schönen Künste und Dries van Noten beim Mode Museum um die Ecke sind einen Besuch und einen zweiten Blick immer Wert.

Was den Store von Walter van Beirendonck grundsätzlich von den anderen unterscheidet, ist zum einen die Lage und zum anderen das Konzept. Die  St. Antoniusstraat ist keine der großen Straßen, in der sich Mode-Szene tummelt, sondern eher eine kleine unscheinbare Seitenstraße, in der außer Walter van Beirendonck praktisch keine weiteren Geschäfte sind. Und man muss schon genau hinschauen, um diesen überhaupt zu entdecken, denn es gibt nur eine kleines „walter“-Schild und die Schaufenster sind zurückgelagert, so dass man diese auch nicht sofort entdeckt. Der Laden selbst war sicher einmal ein produzierender Betrieb wie eine Autowerkstatt oder vielleicht ein Lager, keine klassische Einzelhandelsfläche also. Das merkt man spätestens, wenn man sich auf das große infrarotgesteuerte Rolltor zubewegt, das sich laut ratternd automatisch öffnet und den Blick in den Laden freigibt.

Der Laden selbst ist von der Dimension her enorm und sehr spielerisch gestaltet. So gibt es beispielsweise eine vielleicht 10 Meter lange und 4 Meter hohe  Trennwand aus leeren gestapelten Mineralwasserkisten.  Die Kassentheke ist eine ufoartige Konstruktion, die an Stahlseilen von der Decke hängt und immer leicht in Bewegung ist. Die Umkleiden sind eigene Räume, die in deutschen Fußgängerzonen locker als eigenes Geschäft durchgehen würden. Ergänzt und vervollständigt wird das Ganze von wenigen Stahl- und Holzeinbauten, insbesondere letztere schaffen eine perfekte Verbindung zu den Möbeln von Piet Hein Eek, die dort präsentiert und verkauft werden. Überhaupt besteht vielleicht der größte Unterschied zu manch anderen Fashion-Flagshipstores darin, dass der Großteil des Sortiments nicht von Walter van Beirendonck selbst sondern von anderen Designern wie Bernhard Willhelm oder Bruno Pieters stammt. Wenn jemals der mittlerweile inflationär verwendete Begriff des Concept Stores inhaltlich wirklich gefüllt wurde, dann hier.

Foto: Gerald Neu

Dass Walter seinen Laden nun Ende Januar wegen Umbaus schließt, ist eine schlechte und gute Nachricht zugleich. Schlecht, weil ein wirklich außergewöhnliches Einrichtungskonzept vermutlich nun verschwindet und gut, weil sicher noch etwas viel außergewöhnlicheres entstehen wird. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie sich der neue walter-Store neu erfinden wird und werde selbigem mit Sicherheit in einigen Monaten einen Besuch abstatten und darüber berichten. Allen, die bis 25. Januar nicht mehr nach Antwerpen kommen, sei die Website von Walter van Beirendonck an’s Herz gelegt, dort kann man zumindest einen virtuellen Blick in seinen Laden werfen.

walter, St.Antoniusstraat 12, 2000 Antwerpen, Belgien

Von Gerald Neu.

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