
Das Ruhrgebiet ist in diesem Jahr bekanntlich Kulturhauptstadt Europas. Essen hat als Gewinner des Wettbewerbs alle anderen Städte des Reviers aufgefordert, an den kulturellen Aktivitäten mitzuwirken und so wurde aus „Essen 2010“ nun „Ruhr 2010„. Es bleibt abzuwarten, welche Chancen einer Neu-Positionierung des Images der Region national und international genutzt werden (können).
Slowretail wird die Aufmerksamkeit, die der „Ruhrstadt“ als größter der Deutschen Städte mit 5 Mio. Einwohnern in diesem Jahr zuteil wird, nutzen und über beachtenswerte Handelsbeispiele von dort berichten. Wir starten in Duisburg.
Im Stadtteil Marxloh bündeln sich die Gesellschaften mit Migrationshintergrund geradezu klischeehaft und der nicht gerade besonders weltkulturoffene, reale Spießer-Ruhri macht sich gerne lauthals Sorgen über eine drohende Infiltrierung des Islamismus im Deutschen Pott. Hier in Marxloh sind es allerdings die zu Integrierenden, die aktiv den Anfang machen: Sie bauten jüngst eine beeindruckende Moschee in ihren Lebensraum und laden alle Interessierten dorthin und zum stetigen Dialog ein. Dies soll ihnen umgekehrt erst mal so manche Christgemeinde nachmachen.
Und auch anderswo entwickelt sich bemerkenswertes: In der Marxloher Weseler Straße haben sich in den letzten Jahren dutzende von Geschäften in ehemals leerstehenden Ladenlokalen angesiedelt, die alle ein gemeinsames Thema verbindet: Das Ritual der Hochzeit – besonders in südlichen Kulturen fulminanter Lebenshöhepunkt und einzigartiges Ereignis. An Brautmoden für Frau, Mann und Begleitende kann man hier wirklich alles finden, außerdem spezialisierte Friseure und Kosmetikstudios, Schmuck natürlich, Trockenfrüchte, Dienstleister.
Die Heiratswilligen kommen von nah und fern, auch aus dem Rheinland oder Holland, und sind beeindruckt von der Kompetenz und Vielfalt des Angebotes, das mit seinem lokalkoloriten Charme eine temporäre Hochzeitsmesse zur künstlichen Farce degradiert.