
Nachdem der Spiegel jetzt berichtete, dass der Textildiscounter Takko seine Billigklamotten z.T. und über Umwege aus der Produktion in chinesischen Gefängnissen bezieht, zündelt die Ethik-Diskussion in der Textilbranche wieder etwas. Einerseits beruhigend, nachdem der Feuertod von fast 300 Menschen in einer pakistanischen Textilfabrik (u.a. KiK-Produzent) neulich fast unbemerkt blieb. Andererseits aber auch beunruhigend, wenn die westlichen Modefachleute zu zwei Dritteln laut einer Umfrage ihres Branchenorgans eigentlich keine Alternative sehen:

Die Fragestellung an sich ist schon genauso verkehrt, wie die globalen Beschaffungsriten. Hat es nun Takko mit China getroffen (erwischt!). KiK mit Pakistan (Schicksal, Kollateralschaden?) – oder sind nicht eher die Menschen in den Lädern die Betroffenen? Wohin führt das noch, wie hoch kann der humane Preis zugunsten des Spott-Verkaufspreises noch steigen? Vielleicht startet Takko bald mit einem Upgrade – einer Couture-Kollektion, Mady in Guantanamo…
Sinnvoller wäre es allemal, wir würden die Ware Kleidung für unsere Eitelkeit wieder höher schätzen. Höher als z.B. LIDL mit seinen abstrus gebrandeten „Noble League“-Hemden für 9,99 EUR. In reiner Baumwolle. Die könnten auch gleich 99 Cent kosten – das würde uns wohl nicht mehr wirklich überraschen.
Aber es gibt, theoretisch, wieder Hoffnung in Sachen Beschaffungsmärkte: Hier nachzulesen im befreundeten Retail Intrapreneur-Blog.
Die Fragestellung ist wirklich aufschlussreich und zeigt mal wieder, dass der Konsument endlich mehr Verantwortung für seine Kaufentscheidungen übernehmen muss. Bis das nicht passiert, werden die Jeans weiter für zwei Euro das Stück im Elend zusammengenagelt… Wenn in Pakistan 300 Menschen sterben, merken die hiesigen Shopper kurz auf, um dann zwei Wochen später wieder zu KiK zu rennen und zu fragen „War was?“.